Die stille Zeit beginnt (eigentlich)

Ich lese ja immer wieder, dass der November Menschen depressiv stimmt. Mir geht es nicht so. Ich mag die Nebel und das klamme Wetter, wobei wir dieses Jahr definitiv zu wenig davon hatten. Erst ist es so warm, dass man noch im T-Shirt nach draußen kann und schon liegt der erste Schnee.

Der November und die nahe Adventszeit sollten ja eigentlich dazu genutzt werden, Tempo rauszunehmen, so, wie es die Natur ganz selbst verständlich tut. Statt dessen fühle ich mich täglich genötigt, gefälligst dem Weihnachtskonsumrausch zu verfallen. Und tatsächlich ertappe ich mich dabei, meine Tochter unter Druck, zu setzen, was sie sich denn zu Weihnachten wünscht, damit ich zügig damit anfangen kann, Konsum zu üben.

Der Wunschzettel liegt vor, das Fräulein hat fleißig geschrieben und gerechnet und ist dann "upsi" bei einem Betrag von knapp 400 Euro gelandet. Bekannte schenken ihrer gleichaltrigen Tochter ein Notebook, da ist ja unser Weihnachtszettel vergleichsmäßig mager ausgefallen. Sind wir nicht selbst schuld daran, wenn unsere Kinder mit total überzogenen Wunschzettel auf uns zukommen und wir selbstverständlich hinter jedes "Wünschlein" einen Haken setzen. Der Zettel ist da, auf geht's an die Beschaffung der Glücklichmacher für ein paar Tage, bevor sie in der Versenkung verschwinden und das nächste Highlight eingefordert wird. Wie lange ist es noch bis Ostern? Größer, weiter, mehr?

Die stille Zeit - viel übrig ist wohl nicht davon geblieben. Der Einzelhandel und auch die Radiowerbung konnte es ja kaum abwarten, Weihnachtsdekoration und die obligatorische Weihnachtsmusikbeschallung auf die Menschen niederprasseln zu lassen. Kauf jetzt endlich, scheint es zu rufen. Weihnachtsmärkte warten ungeduldig auf ihre Eröffnung, kaum dass der letzte Trauertag im November "gefeiert" worden zu sein scheint. Der November ist lästig, lass den Dezember endlich kommen, damit ungeschönt dem Einkaufswahn gefrönt werden kann.

Ich muss gestehen, ich bin jedes Jahr mehr genervt von diesem Gebrüll. Das Wort "Terror" mag ich angesichts der Ereignisse der letzten Tage und Wochen dafür nicht in den Mund nehmen. Welche Plätzchen werden gebacken, wann kommt die Weihnachtsdeko in die Wohnung, und was essen wir eigentlich am Heiligabend? Mein eMail-Postfach quillt noch mehr über als sonst - mit unmissverständlichen Aufforderungen, Rabatte, Gutschein und sonstige Lockangebote in Anspruch zu nehmen. Für wie blöd haltet ihr den Konsumenten denn eigentlich? Ich mag es nicht mehr lesen. Einmalig? Sicherlich nicht. Wer nicht kauft, kriegt eine Woche später eine noch eindeutigere Werbebotschaft. Irgendwann muss der Kunde doch weichgeklopft werden. Kauf jetzt. Muss ich mich wirklich so unter Druck setzen lassen? Gibt es Menschen, denen das wirklich Spaß macht? 

Stricken hilft mir in dieser Zeit noch mehr als sonst, meine Ruhe zu finden. Nicht mit anspruchsvollen Mustern, eher mit Routineprojekten, die mich in den "Strickflow" versetzen. An was ich arbeite, zeige ich euch in Kürze wieder hier.

Angesichts dieser Schönheit verliert der Werbe- und Einkaufswahn seine Wichtigkeit, oder nicht?

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